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„Erasmus für Jungunternehmer“ bringt Mitarbeiter nach Berlin

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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diablog.eu gesucht! Eine gute Gelegenheit bietet das EU-Programm „Erasmus für Jungunternehmer“, das einen Aufenthalt von bis zu vier Monaten in Berlin ermöglicht. Marianna Tsatsou verbrachte Mai bis September 2017 im Redaktionsbüro in Berlin-Kreuzberg. Wir suchen eine Nachfolgerin! Lesen Sie Mariannas Bericht über ihre Erfahrungen und Erlebnisse.

Jede neue Stadt, in der wir leben, verändert uns, ob wir wollen oder nicht. Und Berlin ist eine besondere Stadt, der man sich nicht entziehen kann. Ob einem diese „neue Welt“ gefällt, hängt von jedem selber ab. Ich bin in der kleinen Stadt Preveza aufgewachsen und war dort in den letzten Jahren als Übersetzerin tätig. Doch dann verspürte ich immer stärker den Drang herauszufinden, was ich von einer Stadt wie Berlin lernen könnte – nicht auf eine irgendeine magische und abstrakte Art und Weise, sondern indem ich die Stadt erlebe und mich bewusst dafür entscheide.

Bei einer Recherche im Internet stieß ich auf das Erasmus-Programm für Jungunternehmer, das es jungen Selbständigen aus verschiedenen Bereichen ermöglicht, mehrere Monate lang in der Stadt ihrer Wahl zu leben und dort in einem Unternehmen tätig zu sein, um zu sehen, wie ihre Kollegen in einem anderen Land arbeiten. Dies soll dazu beitragen, das eigene Unternehmen und die angebotenen Dienstleistungen zu verbessern.

Dieses Programm bot mir die Möglichkeit, nach Berlin zu kommen und mit Michaela Prinzinger in der diablog.eu-Redaktion zu arbeiten, einem Portal, das sich mit der zeitgenössischen Literatur, Kunst und Kultur in Griechenland und Deutschland beschäftigt. Dieses Themengebiet bildet auch den Mittelpunkt meiner beruflichen und persönlichen Interessen. Und so bereitete ich die erforderlichen Unterlagen vor, füllte Anträge aus und reiste schließlich nach Berlin.

Michaela Prinzinger, Marianna Tsatsou
Marianna Tsatsou und Michaela Prinzinger, ©Fabio Dondero
  1. Mai 2017, ein neuer Tag.

Diesen Sommer sollte ich also in Berlin verbringen und nicht wie sonst am Meer in meiner Heimatstadt. Das wunderbare Blau des Ionischen Meeres fehlte mir zwar, aber der kreative Geist dieser Stadt, die nur von jungen kreativen Leuten bewohnt zu sein scheint, machte das sofort wett. Dazu trug auch Michaela Prinzinger bei, die mir von Anfang an das Gefühl gab, willkommen zu sein, und mir mit ihren Ratschlägen in Bezug auf meine Arbeit zur Seite stand. Außerdem hatte sie regelmäßig weitere interessante Tipps für mich parat, sei es die nahegelegene Bar mit Live-Jazzmusik oder die schöne Radtour, die sie mir empfahl.

Welch große Bereicherung es für einen Übersetzer mit Deutsch als Arbeitssprache ist, in einem deutschsprachigen Land zu sein und dort arbeiten zu können, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Auch das Gefühl, sich beweisen zu müssen, das man immer verspürt, wenn man etwas Neues beginnt und das wohl jeder Freiberufler kennt, war für mich etwas sehr Positives an dieser Erfahrung.

Natürlich gibt es da keinen Zauberknopf, auf den man drücken kann und schon wird man von Sternenstaub berieselt. Man ist selbständiger Unternehmer und muss auch in seiner Abwesenheit sicherstellen, dass die Bedürfnisse der Kunden ohne Verzögerung erfüllt werden. Dann packt man für seine Reise natürlich genau die falsche Kleidung in den Koffer (der Sommer in Berlin ist wirklich eine Erfahrung für sich – man könnte meinen, man erlebt dort 3 Jahreszeiten auf einmal), nimmt einen Billigflieger (umgeben von gut gebräunten Touristen, die im Urlaub Tsatsiki und griechischen Salat genossen haben und nun wieder nach Hause fliegen) und zieht in eine WG zu einer unbekannten Mitbewohnerin. Man kommt in eine neue Stadt, in der man niemanden kennt, und soll dort mit Kollegen zusammenarbeiten (Übersetzern, wissenschaftlichen Mitarbeitern, Autoren etc.) und deren Ansprüchen gerecht werden. Im Vertrag mit dem Gastunternehmen ist schließlich vermerkt, dass „beide Seiten von der Teilnahme am Programm profitieren sollen“.

Es handelt sich weder um ein Praktikum noch um ein Austauschsemester, obwohl viele Leute, die man trifft, beim „Erasmus-Programm“ zunächst einmal daran denken. Beide Seiten verpflichten sich, ihr bisher erworbenes Wissen mit dem/der Kollegen/-in zu teilen, wie man etwa seinen Kundenkreis erweitert oder die sozialen Netzwerke nutzt, um für sein Unternehmen zu werben. Eine Österreicherin und eine Griechin verbringen auf diese Weise täglich acht Stunden zusammen und zerbrechen sich den Kopf darüber, wie man einen vertrackten griechischen Ausdruck am besten ins Deutsche übersetzen könnte.

Die Vorstellung, zehn oder zwölf Stunden allein zu Hause am Computer zu arbeiten, mag auf den ersten Blick zwar verlockend erscheinen, aber wir bemerkten schnell, dass es persönlich (man spart sich so einen Psychologen) und beruflich sehr viel förderlicher ist, sich bei der täglichen Arbeit mit einer Kollegin austauschen zu können, die einen ganz anderen persönlichen Background und Charakter besitzt als man selbst. Es gab für mich nichts Interessanteres als diese Stunden, in denen ich mit Michaela über unsere nächsten Arbeitsschritte beriet und nach neuen Ideen suchte.

Es machte mir Freude, all die Artikel von diablog.eu zu übersetzen und zu schreiben, denn es ging darin immer um aktuelle Kunst- und Kulturevents, um das Erscheinen eines interessanten Buches oder um einen Musiker und sein nächstes Konzert. Aber die größte Bereicherung für mich war es, „mein“ neues Unternehmen bei den verschiedensten Veranstaltungen zu repräsentieren und mich mit Leuten auszutauschen, die nach Berlin kamen, um dort ihre Arbeit zu zeigen. Dazu gehörten viele Künstler, die sich von Griechenland und ihren Wurzeln inspirieren lassen, und mit denen ich dank meiner Arbeit beruflich auf Augenhöhe sprechen konnte.

Und das, obwohl ich mich auf dem Weg zu dieser Veranstaltung drei Mal verlaufen und die falsche U-Bahn genommen hatte oder völlig durchnässt in dem Saal voller Literaturfans ankam, weil ich mich als Griechin weigerte, dem Wetterbericht Glauben zu schenken, und keinen Regenschirm mitgenommen hatte, obwohl für diesen Julitag sintflutartiger Regen vorausgesagt worden war. Und wie sollte man seine neuen Pflichten auch nicht lieben, wenn man dadurch freien Eintritt zu so vielen interessanten Veranstaltungen bekommt?

Es fällt daher nicht schwer, sich für dieses Programm und die Möglichkeiten, die es einem als jungem Unternehmer bietet, zu begeistern. Es genügt, offen zu sein für all die neuen Erfahrungen, die man dank der Kollegen und der Stadt selbst machen kann, und sich damit abzufinden, sein Bier anstatt in einer Strandbar in der Heimatstadt zur Abwechslung am Ufer der Spree zu trinken und all das Neue aufzusaugen, das man von seinen Kollegen lernen kann. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Text: Marianna Tsatsou. Übersetzung: Ina Berger. Fotos: Marianna Tsatsou und Fabio Dondero. Informationen zum EU-Programm finden Sie hier: https://erasmus-entrepreneurs.eu.

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