(Deutsche) Leselust in Athen

Ein Gespräch mit Alexandra Konstantopoulou, Buchhändlerin

Dieser Beitrag ist auch verfügbar auf: Ελληνικά (Griechisch)

Die „Deutsche Buchhandlung“ in Athen ist der älteste von drei Läden in der griechischen Hauptstadt, die ausschließlich Bücher aus dem deutschsprachigen Raum anbieten. Michaela Prinzinger sprach mit Alexandra Konstantopoulou über ihre Beweggründe und die tagtäglichen Herausforderungen.

Ihre Mutter hat das Geschäft 1978 übernommen. Einmal Bücher, immer Bücher: Wie kam es zu dieser Lebensentscheidung?

Meine Mutter wuchs in einer Unternehmerfamilie auf. Ihr Vater besaß vor dem Krieg eine Keksfabrik in Deutschland. Und sie erbte seinen Unternehmergeist. Als meine Schwester und ich in die Schule kamen, hatte meine Mutter dadurch mehr Zeit. Es war ihr schon immer wichtig, finanziell unabhängig zu sein und als sich ihr die Gelegenheit bot, zusammen mit einem Geschäftspartner die Leitung der „Deutschen Buchhandlung“ zu übernehmen, die der Vater eines guten Freundes gegründet hatte, nahm sie die Herausforderung an. Von Anfang an begeisterte sie sich für Bücher und mit der Zeit wurde daraus die Liebe ihres Lebens. Sie hatte einen heiteren Charakter, passte sich schnell an die griechischen Gegebenheiten an und schuf für ihr Unternehmen eine solide Basis.

Der Buchladen in den Arkaden der Omirou-Straße, der sich anfangs bloß über fünfundzwanzig Quadratmeter erstreckte und nur wenige Titel führte, verdoppelte 1987 seine Ladenfläche und vergrößerte sein Sortiment. Ende 1999 konnten wir schließlich ein eigenes Ladenlokal in den Arkaden erwerben.

zwei Frauen an der Tür eines Buchladens

Und Sie selbst? Was hat Sie an diesem Beruf sinnlich und intellektuell am meisten angezogen?

Schon während meiner Schulzeit half ich häufig in der Buchhandlung. Es war für mich ein magischer Ort. Ich erinnere mich daran, wie ich heimlich spielte, ich würde einen Kunden bedienen – in Wirklichkeit traute ich mich nicht einmal, den Kunden in die Augen zu schauen!

Meine Lieblingsbeschäftigung war es, die Pakete zu öffnen und die Bücher einzuräumen. Das mache ich noch heute am liebsten. Da ich schüchtern war, stellte die Buchhandlung für mich einen Rückzugsort dar. Die Gesellschaft der Bücher genügte mir.

Es war für mich ganz selbstverständlich, dass ich nach meinem Schulabschluss dort arbeiten würde. Die Frage stellte sich überhaupt nicht, und so begann ich neben meinem Studium dort zu arbeiten. Diese Entscheidung habe ich bis heute nie bereut.

eine Frau, ein Kind
Alexandra Konstantopoulou mit ihrer Mutter, ©Archiv A. Konstantopoulou

Welche Kundschaft frequentiert den Laden? Was sind die „Bestseller“?

Das ist ganz unterschiedlich. Und genau das ist das Schöne an diesem Beruf. Die Mehrheit der Kunden ist natürlich weiblich. Schüler und Studenten, die in der Schule, in der Universität oder in Sprachinstituten Deutsch lernen, machen einen großen Teil unserer Kundschaft aus. Außerdem gehören zu unseren Kunden auch viele Deutsche, die in Griechenland leben, und Griechen, die in Deutschland aufgewachsen sind oder dort studiert haben und dann wieder zurückgekehrt sind. Deutsche Touristen, von denen viele häufig in unser Land reisen, finden bei uns zahlreiche Bücher zum Thema Griechenland. Und schließlich kommen auch die in unseren Laden, die die Sprache nicht sprechen, aber bei uns schöne Ideen und ausgefallene Geschenkartikel finden und die besondere Atmosphäre dieser Buchhandlung mögen.

Neben den Bestsellern bei den Romanen und Krimis, die hier meist dieselben sind wie in Deutschland, ist die klassische Literatur sehr beliebt. Von Autoren wie Goethe, Hesse, Mann, Kafka oder Brecht haben wir in all den Jahren hunderte von Büchern verkauft. In den letzten Jahren gab es auch ein immer größeres Angebot an Kinderbüchern und aus diesem Grund haben wir vor etwa drei Jahren einen gesonderten Bereich mit Büchern und Spielen für Kinder eingerichtet.

Wie ist die Infrastruktur für die Erziehung und Motivierung zum Lesen im Vergleich zu Deutschland?

Die Zahlen sind nicht vergleichbar. In Griechenland ist der Prozentsatz der regelmäßigen Leser sehr viel niedriger als in Deutschland. Ich denke, in diesem Bereich gibt es für uns noch sehr viel zu tun. Wir müssen versuchen, Kindern die Liebe zu Büchern und den Spaß am Lesen zu vermitteln.

In den letzten Jahren finden viele Veranstaltungen, Präsentationen und Workshops rund um das Thema Bücher statt. Autoren, Verlage, Bibliotheken und Buchhandlungen bemühen sich, das Lesen zu fördern. Von den deutschen Kollegen können wir uns Know-how und Ideen abschauen und sie auf den griechischen Alltag übertragen. Es gibt zum Beispiel den „Lesekoffer“, den wir an Schulen ausleihen, in denen Deutsch gelehrt wird, um den Schülern damit die deutsche Literatur auf spielerische Weise zu vermitteln.

eine Frau mit Buch in einer Buchhandlung

Warum empfehlen Sie uns das Buch von Erich-Maria Remarque „Die Nacht von Lissabon“?

Es ist eines meiner Lieblingsbücher. Es geht um Gefühle wie Liebe, Verzweiflung und Angst, um die Grausamkeit des Krieges, die Erinnerung und den Tod – all das wird in voller Härte erzählt, aber zugleich in sehr klarer und einfacher Sprache.

Ich denke, solche Bücher helfen, uns die wirklich wichtigen Werte im Leben bewusst zu machen.

Interview: Michaela Prinzinger/Alexandra Konstantopoulou. Übersetzung: Ina Berger. Redaktion: M. Prinzinger. Fotos: M. Prinzinger, Archiv Alexandra Konstantopoulou.

Deutschsprachige Bücher finden Sie in Athen neben der Deutschen Buchhandlung, Arkaden Omirou 4/Stadiou 10, noch in der Buchhandlung Notos und in bei Colibri in Kifissia.

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3 Gedanken zu „(Deutsche) Leselust in Athen“

  1. Hallo Aleka, wie habe ich mich gefreut, dich hier anzutreffen! Habe heute das Buch
    – ‘Gefährliche Ferien Griechenland’ bei euch bestellt, hauptsächlich wegen der Zugabe von Markaris. Gibt es deine Empfehlung von Remarque im TB?
    Lieben Gruss, Barbara
    PS. Besonders habe ich mich über das Foto von deiner Mutter und dir gefreut – es rief viele Erinnerungen wach !!

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  2. ich möchte gerne bücher bestellen. Wohne z.Zt. in PatmosKann ich mit der VISA Kreditkarte bezahlen<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<ß
    Freundlichen Gruß
    M.Braune-Krickau.

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