“Kostbare Tropfen von Liebe und Erkenntnis”

Günter Dietz (1930-2017) zum Gedenken

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Am 13. Mai 2017 ist Günter Dietz, Altphilologe, Lyriker und Übersetzer u.a. von Elytis, Seferis und Ritsos, nach einem erfüllten Leben in seinem Heidelberger Haus friedlich verstorben, bis zuletzt umsorgt von seiner Frau Hildegard.

Geboren 1930 in Karlsruhe, erlebte Dietz als Kind den Krieg und die Zerstörung seiner Geburtsstadt. Nach dem Studium der Altphilologie, Germanistik und Philosophie in Freiburg ging er 1958 frisch promoviert als Lehrer an die Deutsche Schule Athen, wohin ihn der erste Schulleiter nach der Wiedereröffnung Helmut Flume geholt hatte. Die Erfahrung in der Gegenwart des „Südlands“ hat Günter Dietz und sein folgendes Leben und Werk nachhaltig geprägt.

s/w-Foto: Gruppenfoto mit Günther Dietz und Ehefrau
Günter Dietz (2. v.r.) und seine Frau Hildegard (3.v.r.) in Peania bei Athen, Anfang der 1960er Jahre, ©Fotoarchiv Tenia Papadaki

Damals begann er, sich mit der Übertragung moderner griechischer Lyrik und Prosa ins Deutsche zu befassen. Schon Ende der 1960er Jahre erschien etwa Elytis´ „To Axion Esti – Gepriesen“ sei, ein übersetzerisches Kleinod, das jedoch erst nach der Verleihung des Literaturnobelpreises an den Dichter zehn Jahre später die gebührende Aufmerksamkeit erhielt und 2001 neu bearbeitet im Berliner Elfenbein-Verlag erscheinen konnte. Bis Dietz 1972 die Leitung des humanistischen Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums Heidelberg übernahm, wirkte er in seiner Geburtsstadt Karlsruhe als Lehrer am Bismarck-Gymnasium, wo er für viele seiner Schüler zur entscheidenden Lehrerfigur  wurde.

Nach seiner Pensionierung 1993 konzentrierte Dietz sich auf ein facettenreiches Œu­v­re nicht nur als Altphilologe (z.B. „Menschenwürde bei Homer“, 2001; „Grenzsituationen und neues Ethos“, 2005) oder Lyriker (zuletzt: „Wundpsalmen. Ausgewählte Gedichte“, 2004), sondern machte sich erneut ans Übersetzen, stets mit kontextuellen und interpretierenden Erläuterungen und Kommentaren, darunter Elytis: „Träume“ und „O Ilios O Iliatoras – Die Sonne die Sonnenherrscherin“ oder die „Zeugenaussagen“ von Ritsos. Griechisch war und blieb für ihn die „Grundsprache Europas“. 2005 erhielt er für sein übersetzerisches Gesamtwerk den Deutsch-Griechischen Übersetzerpreis.

Neben dem Werk hinterlässt er seine Familie und Kollegen, die ihm hohe Wertschätzung entgegenbrachten, aber auch zahlreiche Schüler in Athen, Karlsruhe und Heidelberg, die noch lange nach dem Abitur vielfältig mit ihm in Verbindung standen. Günter Dietz wird uns als Inspirationsquelle, Rhetoriker und Persönlichkeit des deutsch-griechischen Kulturaustauschs immer in Erinnerung bleiben.

Text: A.Schellinger, Foto: Archiv Tenia Papadaki sowie H. Dietz.

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