Berliner Bezirke engagieren sich international

Eine Ausbildungsinitiative für griechische Jugendliche

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diablog.eu führte mit Linda Klingenberg vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf ein Gespräch über die internationalen Aktivitäten dieses Berliner Bezirks, der sich für das Miteinander von Jugendlichen mit unterschiedlichen biografischen und ökonomischen Hintergründen einsetzt. Ziel ist es, Jugendliche aus der Partnergemeinde Langadas, die in der Nähe Thessaloniki liegt, in Steglitz-Zehlendorf auszubilden, diesen Jugendlichen damit eine Perspektive zu bieten und gleichzeitig den wachsenden Fachkräftemangel im Bezirk zu bekämpfen.

 „Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf International“: Was ist das für eine Idee und wie wird sie finanziert?

Die Stadträtin von Steglitz-Zehlendorf, Frau Markl-Vieto, hat vor zwei Jahren diese Initiative ins Leben gerufen. Ziel ist es, über internationale Jugendarbeit das entwicklungspolitische Bewusstsein in unserem Bezirk zu stärken. Durch einen Beschluss der BVV wurden die internationale Jugendförderung und andere Projekte dann mit insgesamt 200.000 Euro pro Jahr finanziell abgesichert. Darüber finanzieren wir uns teilweise, aber auch über Fördergelder von MobiPro-EU und einige andere Stellen, bei denen wir Unterstützung beantragt haben. Wir sprechen Schulen, Jugendfreizeiteinrichtungen und Schulstationen hier bei uns im Bezirk an, versuchen aber auch, die Idee weiterzutragen und berlinweit publik zu machen.

Wie kam es zur speziellen Zusammenarbeit mit Griechenland? Über die Partnergemeinde von Zehlendorf-Steglitz Langadas?

Genau, diese lebendige Partnerschaft besteht schon seit zwanzig Jahren. Und nach etlichen Gesprächen kam uns dann die Idee, darüber eine Ausbildungsinitiative für junge Menschen aus Griechenland zu starten. Bis dahin hatten hauptsächlich die klassischen internationalen Jugendbegegnungen stattgefunden. Herr Staatssekretär Fuchtel hat uns ebenfalls unterstützt und die Beschleunigung des Verfahrens bewirkt.

Gruppe Menschen im Park mit Willkommenstransparent

War es schwierig, Firmen zu finden, die Ausbildungsplätze anbieten?

Es wurde von der IHK eine Ausschreibung gemacht, und engagierte Betriebe aus Steglitz-Zehlendorf haben sich gemeldet. Die Firmen weisen eine große Bandbreite auf, von Naturkost (BioLüske, Demski) über ein Logistikunternehmen (FairExx) und Altenpflege (Vitanas) sowie Kitas und Mehrgenerationenhäuser (Mittelhof) bis hin zu Systemgastronomie (Joey’s Pizza) und Hotelgewerbe (Jetpak) wurden Ausbildungsplätze angeboten.

Wie konnten sich die griechischen Auszubildenden bewerben?

Es gab eine Ausschreibung vor Ort für 15 Ausbildungsplätze, auf die sich 600 Kandidaten beworben haben. Schon das Auswahlverfahren dauerte vier Wochen. Auch die Ausbildungsleiter bzw. Betriebsinhaber sind hingeflogen und haben dann ihre Wahl getroffen. 15 wurden ausgesucht, ein paar sind wieder abgesprungen. Schließlich sind Ende Juli 11 Auszubildende in Berlin eingetroffen, die im Studentendorf Schlachtensee untergebracht sind.

Wie alt sind sie? Griechische Jugendliche werden ja etwas später „flügge“ als deutsche und werden länger in der Familienstruktur gehalten. Gibt es Partnerfamilien in Berlin, die die Neuankömmlinge „auffangen“ können?

Der Jüngste ist 19 und die Älteste 24. Wir haben hier in Zehlendorf, genauso wie in Griechenland, vier Jungs und sieben Mädchen gefunden, die zu Ostern nach Thessaloniki geflogen sind und mit ihren griechischen Partnern zusammengetroffen sind. Sie waren zwei Tage bei den jeweiligen Familien untergebracht, damit die Eltern beruhigt sind, dass ihre Kinder gut aufgehoben sind. Das haben wir „Patenprogramm“ genannt, das jetzt, wenn die jungen Erwachsenen hier sind, zu greifen beginnt.

Menschen an einem langen Tisch

Wie lange bleiben die jungen Leute in Deutschland?

Die Ausbildung dauert drei Jahre. Sie haben seit Februar bereits einen Deutschkurs begonnen, der auch drei Jahre dauern wird. Ein halbes Jahr ist Probezeit und im August 2017 wird man dann sehen, wer noch alles dabei ist.

Wie kann man als interessierter Bürger bei Ihnen aktiv werden und sich einbringen?

In Bezug auf das Griechenland-Projekt haben wir z. B. mit dem Deutsch-Griechischen Förderverein Kontakt aufgenommen, der die jungen Leute zum Essen eingeladen hat. Wenn griechische oder deutsche Bürger sich da anschließen wollen, ist das gern gesehen. Hilfreich wäre, wenn sich z. B. ein griechischsprachiger Arzt melden würde, der die Betreuung der Auszubildenden übernehmen könnte. Kleine Freundschaftsangebote (im Alltag oder ins Kino oder ähnliches) würden sie psychologisch sehr unterstützen, da sie sich noch am Anfang der Ausbildung befinden und entsprechend aufgeregt sind. Generell sind ehrenamtliche Mitarbeit und Spenden, Ideen und Netzwerkangebote herzlich willkommen.

Lesen Sie hier die Aufsätze der griechischen Jugendlichen über das Treffen mit ihren deutschen „Paten“ zu Ostern 2014 in Thessaloniki: https://www.szi-berlin.de/index.php/downloads.html, Fotos: Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf

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