Archipelagos: Bilder der Ägais

Fotoausstellung von Stratos Kalafatis

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Kali chronia! Das neue Jahr auf diablog.eu beginnt mit Bildern des Fotografen Stratos Kalafatis aus seinem Projekt „Archipelagos“, das noch bis 27. Januar 2019 in der Villa Kapantzi in Thessaloniki zu sehen ist. Wir wünschen viel Freude beim Betrachten der ägäischen Schönheit!

Das Projekt „Archipelagos“ begann mit einem Auftrag für die Architekturbiennale in Venedig 2006 und wurde zum ersten Mal im griechischen Pavillon unter dem Titel „Ägäis: eine zersplitterte Stadt“ gezeigt. Es fand zehn Jahre später durch eine zweite fotografische Reise seinen Abschluss. 2017 wurde es in Buchform im Verlag Agra publiziert. Heute wird zum ersten Mal in Griechenland das Gesamtprojekt in Gestalt von sechzig alten und neuen Bildern gezeigt.

Die Ausstellung eröffnete am 7. Dezember 2018 in der Villa Kapantzi in Thessaloniki (Bildungsstiftung der National Bank) und ist bis 27. Januar 2019 zu sehen. Es werden entsprechende Ausstellungen in der Athener Niederlassung im Februar 2019 sowie in Istanbul und Turin folgen.

Dampfer mit zwei Schornsteinen
Archipelagos, ©Stratos Kalafatis

Geleitwort des Fotografen Stratos Kalafatis

Die See lernte ich durch ihren rauhen und rhythmischen Klang kennen, der mein Kinderzimmer an den Abenden erreichte. Ihr Bild war so gegenwärtig, dass es mir beinah wieder entschlüpfte. Es wurde eins mit den Hügeln von Kalamitsa, in einer Landschaft, die so vorgegeben war wie das Atemschöpfen.

Mein Großvater, der sein Leben lang Seemann war, konnte die Strenge und das Gehaben eines Kapitäns nie ablegen. Er erzählte mir von Reisen und Abenteuern, er brachte mir die Geheimnisse und Gesetze der See bei. So vergingen die Sommer, in denen die See mich – barfüßig, sonnenverbrannt und glücklich – zu ihrem Kind machte.

Eine Weile später lebte ich mit meiner Frau Lia und unserer kleinen Tochter Dafni vier Jahre lang auf der Insel Skopelos. Dort, im Kreislauf des Wassers, prägte sich mir die Abgeschlossenheit des Wassers ein, die sowohl befreien als auch einengen kann.

Flagge auf Felsen im Meer
Archipelagos, ©Stratos Kalafatis

Ich begann die Reise durch das Archipelagos eines Nachmittags zu Sommeranfang von meiner Geburtsstadt aus. Kavala, der nördlichste Hafen der Ägäis, war der ideale Ausgangspunkt, aber vor allem auch die Stadt, in der ich aufgewachsen war und das Meer kennenlernte. Schiffe waren mir aus den Reisen meiner Jugend vertraut, mit ihren reliefartigen Schichten aus Salzkruste und Ölfarbe. Ich blieb an Deck, beobachtete die Linien am Horizont, die schäumende Wellenspur des Schiffsmotors und die fernen Lichter und dabei versuchte ich, meine Erinnerung wieder zusammenzufügen. Wir erreichten Limnos. Die roten Lichter am Kai und das Geräusch beim Öffnen der Laderampe führte zu den ersten Fotografien des Projekts. In den zwanzig Tagen dieser kleinen Odyssee sollten noch viele folgen.

Heute, zehn Jahre danach, bin ich anlässlich meines Buchprojekts in die Ägäis zurückgekehrt, um sie wieder zu fotografieren. Diese neue Reise, kaum verändert, aber doch so verschieden, vervollständigte dessen Werdegang. Das verbrannte Boot und die einsame Flagge bilden die letzten Gesten einer Aktualität, die in der Tiefe der Zeit verschwinden wird.

großes beleuchtetes Schiff
Archipelagos, ©Stratos Kalafatis

Text und Fotos: Stratos Kalafatis. Übersetzung: Michaela Prinzinger.

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