Lieder sind ein Spiegel unserer Wirklichkeit

Zweisprachige Liederlyrik von Felix Leopold

Dieser Beitrag ist auch verfügbar auf: Ελληνικά (Griechisch)

Vom 17. April bis zum 31. Mai tourt Felix Leopold durch die deutschsprachigen Lande – mit einem Programm von Liederlyrik in zwei Sprachen. Sein Credo lautet: Lieder sind ein Spiegel unserer Wirklichkeit. Auch um zu zeigen, dass die deutsche von der griechischen Wirklichkeit gar nicht so weit entfernt ist, begann er 2009, griechische Lieder ins Deutsche zu übertragen. Was damals als rein künstlerische Idee heranwuchs, wurde – auch unter dem drückenden Einfluss politischer und gesellschaftlicher Ereignisse – zu einem abendfüllenden und einzigartigen Bühnenprogramm: Liederlyrik in zwei Sprachen.

FELIX LEOPOLD - Tour 2015

Seit 2000 lebt Felix Leopold mit seiner Frau Anastasia, einer Blues- und Rembetiko-Sängerin, in Thessaloniki. Kennengelernt haben sie sich Mitte der Achtziger-Jahre in Stuttgart, wo Felix seinen Zivildienst ableistete. Kurz darauf kam er als Student nach Thessaloniki und lernte die Musik der griechischen Liedermacher kennen. Die Texte verstand er damals noch kaum, doch sofort spürte er, dass ihm ihre Themen nah und vertraut waren. Anfang der Neunziger-Jahre entwickelte er ein griechisches Liederprogramm mit Rembetiko und Blues.

Felix Leopold erzählt: „Viele deutsche Touristen, die mich während der Sommer-Saison mit meinem griechischen Programm hören, sagen mir: Wir wussten nicht, dass Griechenland solch wunderschöne Lieder hat. Und: Leider verstehen wir gar nichts von den Texten. Genau das möchte ich gerne mit diesem Solo-Programm ändern. Jeder Abend ist eine kleine poetische Reise durch ein Griechenland, das herzlich wenig mit seinem Sirtaki-Image gemein hat.

Portrait Felix Leopold
Felix Leopold, ©Renate Seifert

Dem deutschsprachigen Zuhörer dienen die Gedichte, Übersetzungen und Satiren als Reiseführer. Vor allem bei den zweisprachig gesungenen Liedern wird klar, dass es darum geht zu zeigen, was unsere beiden Kulturen miteinander verbindet und nicht, was sie voneinander trennt. Gerade in Zeiten neu erblühender Feindseligkeiten sind solch ernsthafte Versuche kultureller Verbrüderung nicht nur wichtig, sondern sogar unerlässlich.“

Nach seinem Umzug nach Griechenland begann er, im Sommer in Pilion und auf der Chalkidiki zu touren. Als er mit Alexandros Chatzis, dem Sohn des berühmten Gipsy-Sängers Kostas Chatzis, unterwegs war, beschäftigte er sich zum ersten Mal damit, deutsche Texte auf griechische Lieder zu schreiben. Daraus erwuchs 2009 ein erstes zweisprachiges Programm, mit Liedern von Savvopoulos, Tsaknis, Paschalidis, Alexiou und Papakonstantinou, die ihn persönlich ansprachen. 2010-2014 tourte er mit seinem Programm „Lieder aus einem poetischen und rebellischen Griechenland“, seine aktuelle Auswahl nennt sich „Lieder vom Meer“.

Buchcover: Die Wache, Nikos KavvadiasDafür hat er sich zum ersten Mal an die Übersetzung des Kultautors Nikos Kavvadias gewagt. Der Lyriker wurde kongenial von Thanos Mikroutsikos vertont und der Zyklus „Kreuz des Südens“ gehört zu den Highlights des griechischen Liederschaffens. Kavvadias war als Funker auf allen Weltmeeren unterwegs und hinterließ Gedichte, die ihresgleichen suchen, und einen Roman, der 2001 unter dem Titel „Die Wache“ ins Deutsche übersetzt wurde.

Felix Leopold bezeichnet es als „Wagnis“, sich an diesen Seefahrergedichten zu versuchen, doch seine Übertragungen gehören zum Besten, was derzeit auf dem Markt ist. Das Besondere daran ist, dass er nicht als Lyrikübersetzer an die Aufgabe herangeht, sondern als Liedermacher und dadurch sangbare Texte schafft, die näher an den Geist von Kavvadias herankommen als viele „philologische“ Übersetzungen.

Bei den bekannten Anbietern finden Sie die Ausgabe von Nikos Kavvadias’ “Die Wache” von 2001, Alexander Fest Verlag, und dieselbe Übersetzung von Maria Zafon (vormals Petersen) in der Taschenbuchausgabe unter dem Titel “Die Schiffswache”, Unionsverlag. Fotos: Dieter Köder, Renate Seifert

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